Die Schulbibliotheken feiern das Lesen
Seit dem Jahre 1995 wird weltweit der von der UNESCO ausgerufene Welttag des Buches gefeiert, der die regionale Tradition der Katalanen aufgreift, die sich am 23. April, dem St. Georgstag zum Zeichen der Wertschätzung und Zuneigung Blumen und Bücher schenken. Der Welttag steht ganz im Zeichen des Buches, des Lesens, der Kultur des geschriebenen Wortes und der Autorenrechte.
Auch die Gymnasien Meran haben diesen Aktionstag trotz der Einschränkungen durch die Pandemie mit verschiedenen Projekten gefeiert. Die Aktion „Meraner Persönlichkeiten stellen ihre Lesebiographie vor“ ist auf regen Zuspruch gestoßen: Die Klassen 1A/so, 1A/sp, 3A/sp, 3L/ku, 4A/sp, 4K/ku und 5C/sp und ihre Deutsch-Lehrkräfte nahmen an dieser Initiative teil.
Katharina Zeller, Joachim Ellmenreich und Paul Rösch, drei Meraner Persönlichkeiten, die in ihrer Heimatstadt die Politik mitgestalten, haben die Einladung der Bibliothek gerne angenommen und ihre persönliche Lesebiographie vorgestellt. Alle drei sprachen einhellig von einer tollen Erfahrung, weil sie eine Reise in die Vergangenheit gemacht haben auf der Suche nach Büchern, die prägend für einen bestimmten Lebensabschnitt waren: Vom Fernweh gepackt, hatte Joachim Ellmenreich auf seinen Reisen nach Indien Hermann Hesse im Reisegepäck. Paul Rösch bekannte, dass er, wenn er ein Land bereist, im Vorfeld eine Biographie von einer Persönlichkeit aus dem betreffenden Land lese, um dann auf Reisen Land und Leute besser verstehen zu können. Und Katharina Zeller beschrieb, wie sie als Oberschülerin in die spannende Welt der Bücher eingetaucht ist und zitierte mit leisem Bedauern Arthur Schopenhauer: „Es wäre gut, Bücher zu kaufen, wenn man die Zeit, sie zu lesen, mitkaufen könnte.“ Leider fehle ihr in ihrem Arbeitsalltag oftmals die Zeit für das Lesen.
Die Rückmeldungen aus den Klassen waren sehr positiv, alles in allem eine bereichernde Veranstaltung!
Im Vorraum zu den beiden Bibliotheken sind aktuelle Tageszeitungen und bekannte Monatszeitschriften aufgelegen und haben zum Schmökern und Lesen eingeladen.
Am Dienstag, den 20. April hat Kollege Helmut Luther der Klasse 5B/so seine historische Reisereportage „Mussolinis Kolonialtraum“ vorgestellt. Die Schüler*innen hatten sich im Vorfeld im Geschichte-Unterricht mit dem italienischen Faschismus auseinandergesetzt und erfuhren während der Lesung interessante Details über den Abessinienkrieg, einen Eroberungskrieg, den Italien 1935/36 gegen Äthiopien und Eritrea führte, und die darauffolgende Zeit der Besatzung.
Die Kampfhandlungen wurden mit äußerster Härte geführt und konnten nur durch den massiven Einsatz von Giftgas siegreich zu Ende gebracht werden. Die Gräuel dieses Krieges, der auch als „vergessener Krieg“ bezeichnet wird, sind bis heute von Italien nicht aufgearbeitet worden.
Der Autor hat beide Länder am Horn von Afrika bereist und ist dabei auf zahlreiche Zeugnisse aus der Zeit der italienischen Besatzung gestoßen: auf Bauten und ganze Stadtteile, die in ihrer Architektur an die italienischen Eroberer erinnern. Noch ein Detail am Rande: Eritrea ist heute ein diktatorisch regierter Staat. Der Autor erinnert sich an unbeschwerte Menschen, die er auf seiner Reise durch das Land angetroffen hat und merkt an, dass von den Repressalien gegen die Bevölkerung, von Folter und tödlicher Gewalt nichts zu merken war.
Gleich im Anschluss sprach Helmut Luther mit den Schüler*innen der Klasse 4I/sob über sein Buch „Auf den Spuren des Doppeladlers“ und tauchte mit ihnen in die längst vergangene Welt der k.u.k. Doppelmonarchie Österreich-Ungarn ein. Ausgehend von einigen historischen Fakten und Reflexionen über Wappentiere begab er sich mit der Klasse auf österreichischen Spuren durch Italien und erzählte einige Anekdoten aus seinen Recherchefahrten für dieses Buch. Gekonnt motivierte der Autor die Schüler*innen zum Mitdenken und Mitreden.
Das Team der Schulbibliothek bedankt sich bei allen TeilnehmerInnen mit ihren Lehrpersonen, besonders aber bei den Referent*innen für ihre freundliche Bereitschaft, den Tag der Bibliotheken mit uns zu feiern.